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Wissenschaftstag 2016 des BTSV

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Bereits am Sonntag fand der Wissenschaftstag 2016 des BTSV in Karlsruhe statt. Mit Antonio, Uli, Eva, Jacky, Waldemar und Andreas hatten sich 6 Heidelberger unter die rund 90 Teilnehmern gemischt. Sechs insgesamt sehr interessante Vorträge ließen den Tag sehr kurzweilig erscheinen:

Was Sind Bärtierchen?“

Die etwa 0.5mm kleine Bärtierchen sind Lebewesen mit 8 Beinen, die zur Gattung der Fadenwürmer gehören und sich von anderen Kleinstorganismen ernähren. Sie gehören zu den ältesten Lebewesen auf unserem Planeten und existieren schon seit 545 Mio. Jahren. Die Dinos gab es z.B. erst vor 235 Mio. Jahren. Sie starben jedoch vor 66 Mio. Jahren aus! Weil die Bärtierchen auch ohne Wasser monatelang überleben können (Kryptobiose), sind sie als Überlebenskünstler überall in der Welt verbreitet. Während des sehr unterhaltsamen Talks wurde uns beispielsweise vom ersten wissenschaftlich dokumentierten „Live-Sex“ unter Labormikroskopen berichtet. Außerdem waren die kleinen Krabbler auch schon auf der ISS zu besuch.

Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee“

Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde übereilt massenhaft Munition in Nord- und Ostsee verklappt. Heute ist diese immer noch aktive Ladung brandgefährlich für Taucher, aber auch im Rahmen von Industrieprojekten (Stichwort Windparks, Gasleitungen) immer wieder ein echtes Hindernis. Es wird vermutet, dass ca. 1,6 Mio. Tonnen konventionelle und ca. 300.000 Tonnen chemische Kampfstoffe in Ost- und Nordsee verstreut auf dem Meeresgrund schlummern. Genaue Zahlen gibt es nicht. Der Vortragende Dr. Detlof berichtete von den verkannten Gefahren für Mensch und Tier. Beispielsweise gelangt das Gift über verseuchte Fischlaichgebiete auch auf unsere Verzehrteller, während Räumungsdetonationen empfindliche Schäden an den Sinnesorganen von Meeressäugern und Fischen verursachen. Leider wird das Thema seitens der Bundesregierung eher stiefmütterlich behandelt.

Wracktauchen am Werbellinsee“

Kaffenkähne sind größere Boote, die vor langer Zeit zum Transport von Waren und Lasten benutzt wurden. Im Werbellinsee bei Berlin liegen 10 Wracks auf 15-28m Tiefe auf dem Grund und sind über 100 Jahre alt! Wer sich die Dokumentation und Ausmessung dieser Kähne bei schlechter Wassersicht auf die Fahne geschrieben hat, wird mit Einsichten in die Berliner Bauphasen des 19. Jahrhunderts belohnt.

Projekt Tiefenschärfe“

Die detailgetreue Vermessung des Tiefenprofiles des Bodensees war die Zielsetzung dieses länderübergreifenden Projektes, von dem Dr. Martin Wessels vom Seenforschungsinstitut Langenargen zu berichten wusste: Die erste Vermessung wurde 1826 mit nur wenigen Messpunkten und einer Leine mit Blei durchgeführt. Bei der letzten Vermessung 1990 waren es dann immerhin schon circa 900.000 Messpunkte. Die Neuvermessung mit Hilfe von Fächerecholoten und Laserscanning-Methoden (Flugzeuggestützt) lieferte ein unglaublich detailgetreues Abbild des 63km langen, 536km² großen und 251,1m tiefen Gewässers. Insgesamt umfasst der Datensatz 19 Milliarden Messpunkte. Damit ist der Bodensee der am besten vermessene See auf der Welt! In Zukunft soll der Datensatz, der auch kostenlos abrufbar ist, bei der Simulation von Gewässerdynamiken – beispielsweise im Rahmen von ufernahen Neubauten – zum Einsatz kommen. Zusammen mit dem BTSV werden im Rahmen von Bachelorarbeiten auch detailgetreue Tauchplatzkarten erstellt, die in Zukunft veröffentlicht werden sollen.

 

R(h)eines Wasser“

Um die Chemikalienbelastung des Rheins genauer zu untersuchen, durchschwamm Prof. Dr. Andreas Fath den Rhein 2014 medienwirksam auf seiner gesamten „schwimmbaren“ Strecke von 1228km. Mit Hilfe seiner Studierenden konnten entlang der Strecke Wasserproben auf diverse Chemikalien untersucht werden und so formte sich ein Gesamtbild zur Reinheit des Gewässers. Neben Medizinprodukten sind insbesondere Micro-Plastikabfälle eine große Belastung für das Gewässer

Delfine in Hurghada“

Delfine sind intelligente Säugetiere mit ausgeprägtem Sozialverhalten, wie uns ein Mitarbeiter von Dolphin Watch Alliance erklären konnte. Die Erforschung der Gruppendynamiken ist Teil eines Forschungsprojektes mit Delphinen vor Hurghada im Roten Meer. Spaßige Videos, die den Spieltrieb und Putztechniken der Delphine untermalten, sorgten mitunter zu Erheiterungen im Publikum. Daneben wurde aber auch auf die Problematik des Tauchbetriebs auf die Wildtiere eingegangen. Die Richtlinien, die die Organisation zum Schutz der Delphine gemeinsam mit den ägyptischen Behörden erarbeitet hat, werden derzeit leider von vielen Kapitäten nicht eingehalten. Hier können selbstkritische Touristen einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Tiere leisten (z.B. Veranstalter informieren, Internet-Rezensionen etc.). Oder aber Events, beispielsweise in Delfinarien (hier werden die Tiere mit Medikamenten „stillgehalten“ bzw. wohl eher sediert), erst gar nicht besuchen.

 

Alles in allem war der Tag gespickt mit interessanten Vorträgen, die faszinierten, aber auch zum Nachdenken anregen, denn es wird immer wieder klar: Wir haben nur eine schöne Welt! Jeder von uns kann seinen Teil dazu beitragen, dass es so bleiben kann!